Mit der zunehmenden Verbreitung von Eye Tracking stehen die Forscher und Entwickler vor grundlegenden neuen Herausforderungen in Bezug auf Datenschutz und Ethik. Wir sind der Meinung, dass die Beantwortung dieser Fragen jedoch ein wesentlicher Faktor darstellen, um die Grundlage für einen nachhaltigen Erfolg der Eye-Tracking-Technologie zu ermöglichen.
Negative Beispiele aus dem Bereich der Social Media oder die in Europa in der Gesellschaft und Politik vorherrschende sehr kritische Perspektive auf die Künstliche Intelligenz zeigen, dass hier viele Fragen gemeinsam mit der Gesellschaft diskutiert werden müssen. Wir sind davon überzeugt, dass diese Diskussion sehr wichtig, aber auch sehr fruchtbar sein wird. Eye-Tracking bietet sehr viele Möglichkeiten das Leben von Menschen zu verbessern. Angefangen von Anwendungen im medizinischen Umfeld zur frühen Erkennung von ernsthaften Augenkrankheiten oder neuronalen Erkrankungen über das massive Einsparen von CO2-Emissionen durch Arbeitstreffen in der Virtual Reality bei optimaler User Experience unterstützt durch Eye-Tracking bis hin zu neuartigen Assistenzsystemen bei der Interaktion mit Fahrzeugen oder anderen Maschinen.
Es bleibt bei allen Anwendungen die Frage wie systematisch hier eine Diskussion zu den kritischen Aspekten dieser faszinierenden Technologie organisiert werden kann?
Ein erster Schritt war die Gründung einer Arbeitsgruppe während des Seminars „Ubiquitous Gaze Sensing and Interaction“ auf Schloss Dagstuhl im Sommer 2018. Ausgehenden von damals organisierten wir zusammen mit Wissenschaftlern aus der Community eine Panel-Diskussion auf der ETRA 2019, gefolgt von einer sehr erfolgreichen Workshop-Reihe seit 2021. Ein besonderer Höhepunkt war unser erster Artikel „Privacy-Aware Eye Tracking: Challenges and Future Directions“ zusammen mit Céline Gressel, Rebekah Overdorf, Inken Hagenstedt, Murat Karaboga, Helmut Lurtz and Andreas Bulling, der eine erste Bestandsaufnahme zu diesem Thema präsentiert und 2023 im Journal IEEE Pervasive Computing Anfang dieses Jahres erschien.
Auch dieses Jahr trafen sich wieder ca. 30 Wissenschaftler aus verschiedenen Gebieten des Eye-Trackings während der ETRA Konferenz in Tübingen, um Fragen zu Datenschutz und Ethik zu diskutieren. Es ergaben sich wieder sehr viele neue Kontakte und weitere Anknüpfungspunkte.
Wir freuen uns mit der Community dieses Thema weiter voranzubringen und sind gespannt auf die nächsten Veranstaltungen und Artikel, die zu diesem Thema erscheinen werden.